Eine Komorbidität (Begleiterkrankung) ist ein weiteres, diagnostisch abgrenzbares Krankheitsbild oder Syndrom, das zusätzlich zu einer Grunderkrankung (in diesem Fall Dup15q) vorliegt.

In einer Studie von G. Leader et al (JIDR, 18.10.2020) wurden 101 Eltern von Kindern und Jugendlichen mit Dup15q-Syndrom im Alter von 3-17 Jahren befragt. Das Ergebnis der Studie weist auf folgende Komorbiditäten hin: Gastrointestinale (GI) Symptome (87%) , Schlafstörungen (94%) und herausforderndes Verhalten (100%). Es wurden signifikante Zusammenhänge zwischen herausforderndem Verhalten und dem Vorhandensein von gleichzeitig auftretenden Schlafproblemen, GI-Symptomen, komorbider Psychopathologie und Autismus-Spektrum-Störung– Symptomen gefunden.

Gastrointestinale (GI) Beschwerden

Gastrointestinale Beschwerden bei Dup15q-Syndrom umfassen u.a. Reflux, Ernährungsprobleme, Obstipation (Verstopfung), Enkopresis (Einkoten / Einhalten des Stuhls) und “schaumiger” Stuhl.

Bereits in einer Studie von Shaaya et al. in 2015 berichteten insgesamt 79% (30/38) von GI Problemen, davon 76% (23/30) der Idic15- und 87.5% (7/8) der IntDup15-Patienten. Obstipation trat bei 47% (18/38) und Reflux bei 45% (17/38) der Betroffenen auf. Die Häufigkeit der gastrointestinalen Problemstellungen deckt sich somit mit Angelman-Patienten und der generellen Autismus Population. Oftmals sind die Beschwerden nicht immer eindeutig zu identifizieren, v.a. bei minimal oder non-verbalen Betroffenen.

GI-Symptome können sich als Hyperaktivität oder Aggression ausdrücken (episodische Symptome sind oft ein Hinweis). Ebenfalls können die Beschwerden Anfälle imitieren (Versteifen bei Säuglingen = Sandifer-Syndrom; rhythmisches Verhalten). Ein abdominales Röntgenbild gibt Aufschluss über Verstopfung. Eine Endoskopie kann Reflux oder obere gastrointestinale Störungen wie eine eosinophile Ösophagitis diagnostizieren.

Schlafstörungen

Schlafstörungen bei Dup15q beinhalten Einschlafprobleme, nächtliche Wachphasen und Schlaf von schlechter Qualität. Dr. Shafali Spurling Jeste (CHLA, USA) untersucht Schlafstudien anhand von EEGs bei Dup15q- Patienten. Erste Daten weisen auf wichtige Biomarker im EEG hin.

Schnelle Beta-Schwingungen (20-30Hz), die man typischerweise unter Valium-Medikation (oder anderen Benzodiazepinen) sieht, sind bei Dup15q-Patienten „normal“. Die Hochfrequenz-Schwingungen sind wahrscheinlich durch die synaptische GABA-Rezeptoraktivität, eventuell auch durch UBE3A vermittelt. Dieser Biomarker kann in klinischen EEGs gemessen werden, ist stabil und skalierbar, was wichtige Faktoren für mögliche klinische Studien sind.

Der Schlaf wird durch komplexe Mechanismen reguliert, in der die GABA Neurotransmission eine entscheidende Rolle spielt. Dup15q-Patienten scheinen eine abnormale Schlafarchitektur aufzuweisen, welche folgende Charakteristika umfassen kann:

  • Alpha-delta Schlaf
  • Elektrischer Status Epilepticus im Schlaf (ESES)
  • Ausbrüche mit hoher Amplitude und schneller Aktivität während des Nicht-REM-Schlafes

Hierzu sind weitere Studien notwendig, um die präliminären Daten zu untermauern.

Andere medizinische Probleme

  • wiederkehrende Atemwegsinfektionen in der Kindheit
  • Mittelohrergüsse, die Röhrchen erfordern
  • Ekzeme
  • zentrale frühreife Pubertät
  • Menstruationsstörungen
  • übermäßiges Essen und Gewichtszunahme
  • Skoliose